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Heraus-Bitte

Dieses Wort habe ich durch den newsletter einer meiner Lieblingslehrerinnen der Gewaltfreien Kommunikation kennengelernt und finde es so spannend, dass ich gern hier davon berichten möchte. Wer die GfK nach M.Rosenberg kennt, weiß, dass es v.a. um eine innere Haltung der Kommunikation geht. Rosenberg hat versucht, es den Menschen durch die vier Schritte ein wenig zu vereinfachen, sich selbst authentisch und echt auszudrücken:

Schritt 1: Beobachtung (im Unterschied zu einem Urteil)

Schritt 2: Gefühl (im Unterschied zu einem Pseudogefühl)

Schritt 3: Bedürfnis (im Unterschied zu einer Strategie)

Schritt 4: Bitte (im Unterschied zu einer Forderung)

Da es gerade in diesen Zeiten ja eine Menge „Heraus-Forderungen“ gibt, hat mich die Wortneuschöpfung „Heraus-Bitte“ sehr inspiriert und ich glaube, dass es sich lohnt für einen Moment darüber nachzudenken und kurz innezuhalten, was es mit uns macht, wenn uns eine Situation nicht mehr „heraus-fordert“, sondern „heraus-bittet“. Ich empfinde diese Wortschöpfung als Einladung an mich, die Perspektive zu wechseln und zu schauen, ob die Situation, die sich in meinem Leben gerade auftut, etwas von mir fordert oder ob ich die Perspektive zulassen kann, dass sie mich um etwas bittet. Und allein dieses Gedankenexperiment erzeugt in meinem Körper eine Entspannung und Weichheit, ein Ausatmen und Loslassen … Ich habe wieder die Wahl – und ich merke ganz deutlich, dass ich eine Bitte mit viel offenerem Herzen hören kann als eine Forderung. Sie lässt mir die Wahl, ja oder nein zu sagen. Sie lässt mir die Wahl, das Geschenk anzunehmen oder abzulehnen – und sie lässt mir die Wahl, die Worte als Angebot zu verstehen, nicht als Verpflichtung. Dadurch werde ich innerlich frei und bekomme meine Souveränität zurück. Marshall Rosenberg sagte in einem seiner Vorträge: „Gib niemandem die Macht, dich in die Unterwerfung oder die Rebellion zu zwingen.“ – auch keinem Corona-Virus und all dem, was damit momentan in Verbindung steht. Wenn ich vor diesem Hintergrund nochmal auf das Wort „Heraus-Bitte“ blicke, dann heißt dies für mich: gelassen zu bleiben, auch wenn der Alltag gerade unplanbar ist; gelassen zu bleiben und die Not hinter Vorwürfen zu hören; gelassen zu bleiben und kreativ zu werden, wenn meine gewohnten Wege momentan nicht begehbar sind; gelassen zu bleiben und die guten Absichten zu erkennen, auch wenn manche Anweisungen für den Moment weniger sinnvoll erscheinen. Insofern lädt mich die „Heraus-Bitte“ dazu ein, mir täglich bewusst zu machen, dass ich es selbst in der Hand habe, wie ich mit der Situation, mit meinem Leben umgehe. „Möchtest du recht haben oder glücklich sein? Beides geht nicht.“ (M. Rosenberg) In diesem Sinne wünsche ich dir einen inspirierenden Tag und lade dich ein, die „Heraus-Bitten“, die dieser Tag mit sich bringt, anzunehmen und dich davon überraschen zu lassen, welche Geschenke sie für dich bereithalten.  

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